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Verhütung: Anti-Baby-Pille

Sina Hellinger • Aug. 28, 2019
Die Pille ist immer noch Verhütungsmethode Nummer 1. Unzählige Frauen nehmen jeden Tag dieses Medikament, nur leider wissen Viele gar nicht wie sie überhaupt wirkt. Im Folgenden möchte ich keineswegs die Pille grundsätzlich für schlecht erklären, sondern über Wirkung, Nebenwirkung, Sicherheit und Folgen aufklären, damit sich jede Frau ganz bewusst dafür oder dagegen entscheiden kann. An sicheren und nebenwirkungsärmeren Verhütungsmethoden mangelt es jedenfalls nicht.  

Was genau ist die Pille eigentlich? 

Bei der Anti-Baby-Pille reden wir immer von hormoneller Verhütung und gehen davon aus, dass hier auch echte Hormone am wirken sind. Es ist jedoch so, dass die Pille Stoffe enthält, die unsere echten Sexualhormone, also Progesteron und Östrogen, zu imitieren versuchen und selbst keine echten Hormone sind. Doch wie wirken diese Stoffe nun, wenn sie gar keine Hormone sind? 

Die Bestandteile der Anti-Baby-Pille nutzen das Schlüssel-Schloss-Prinzip unseres Hormonsystems. Das funktioniert nämlich, in dem die echten Hormone, die in unserem Körper unterwegs sind, wie Schlüssel funktionieren, die an bestimmte Hormonrezeptoren andocken können und diese somit "öffnen". Die Wirkstoffe der Pille hingehen haben zwar die Eigenschaft ebenfalls an diese Hormonrezeptoren anzudocken, jedoch sind sie nicht in der Lage sie zu öffnen. 
Dadurch werden die Rezeptoren blockiert, die echten Hormone können nicht mehr andocken und keine Wirkung mehr erzielen. 

Das nächste was nun in unserem Steuerkreislauf der Hormone passiert, ist, dass die Produktionszentrale in unserem Gehirn, als die Hypophyse die Meldung erhält, dass alle Rezeptoren besetzt sind. Sie folgert daraus, dass genügend Hormone produziert wurden und stellt die weitere Hormonproduktion fast vollständig ein. Dadurch werden nur noch minimale Mengen als LH und FSH produziert. Da diese Steuerhormone fehlen fällt auch die Produktion von Progesteron & Östrogen aus. Ohne diese beiden Hormone ist unser Zyklus auf Eis gelegt, der Eisprung fällt aus und die Gebärmutterschleimhaut baut sich nur noch minimal auf, weshalb auch die Abbruchblutungen in der Regel eher schwach ausfallen. Und ohne Eisprung und vorbereitete Gebärmutter wird eine Schwangerschaft ebenfalls unwahrscheinlich. 

Den genauen Zusammenhang der Hormone könnt ihr auch in dem Beitrag: "der weibliche Zyklus und was das alles schief laufen kann" nochmal nachlesen.

Was bedeutet das nun für unseren Körper? 

Wenn wir nun all das unterdrücken, was uns als Frau eigentlich ausmacht, kann das nicht folgenlos für unseren Körper bleiben. 

Beginnen wir erst einmal mit der "Pillenpause". Zuallererst kann gesagt werden, diese "Pillenpause" wurde von der Pharmaindustrie nur erfunden, um uns einen natürlichen Zyklus vorzugaukeln. Mit der echten Menstruation hat die Blutung nur wenig zu tun. 

Die echte Menstruation dient dazu die Gebärmutterschleimhaut, die sich während des Zyklus aufgebaut hat und nicht benötigt wurde aus dem Körper hinaus zu schwemmen. Wie wir ja aber bereits gesehen haben, baut sich während der Pille erst gar keine richtige Schleimhaut auf. Setzen wir nun die Pille für diese Zeit ab, reagiert der Körper nur auf den Entzug des Medikaments mit einer Abbruchblutung und nicht mit einer natürlichen Menstruation. 

Welche weiteren Nebenwirkungen hat die Pille für unseren Körper? 

Allein im Beipackzettel der Anti-Baby-Pille ist schon eine endlose Liste an Nebenwirkungen genannt. Das ganze reicht von Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahmen über Kopfschmerzen und Migräne bis zu Zwischenblutungen. Seit 2019 muss auch eine erhöhte Suizidalität mit aufgeführt werden. 

Die bekannteste und auch eine der gefährlichsten, wenn auch sehr seltene Nebenwirkung der Pille ist die erhöhte Thrombosegefahr. Gerade bei Raucherinnen die die Pille einnehmen ist dieses Risiko aber besonders gefährlich: denn je nach Zigarettenmenge, kann sich das Thromboserisiko bis zum 20 fachen erhöhen.

Eine weitere Nebenwirkung, die leider viel zu oft vernachlässigt wird ist das erhöhte Brust- & Gebärmutterhalskrebsrisiko. Gerade bei einer Langzeiteinnahme über 5 Jahre kann das Risiko um bis zu 20% steigen und selbst nach dem Absetzen der Pille bleibt das Risiko erst mal erhalten. Bei Frauen die über 10 Jahre mit der Pille verhütet haben stieg das Risiko sogar bis auf 38% an. Auch wenn häufig behauptet wird, die neuen Generationen der Pille seien nicht mehr so gefährlich, konnte dies nicht bestätigt werden. Das Risiko ist auch hier erhöht. 

Neben den offiziellen Nebenwirkungen berichten die Anwenderinnen aber von weitaus mehr Beschwerden, die unter der Pilleneinnahme auftraten. Diese sind zwar nicht lebensgefährlich aber wer lebt schon gerne mit Wassereinlagerungen, unreiner Haut, Libidomangel (keine Lust auf Sex), trockene Vaginalschleimhaut, Blähbauch und vermehrter Körperbehaarung?

Eine weitere nicht aufgeführte Nebenwirkung fällt aber noch viel stärker ins Gewicht, vor allem bei Langzeiteinnahmen über mehrere Jahre. Die Pille ist ein Nährstoffräuber! 
Unter der Einnahme der Pille werden gewisse Mineralien, Vitamine und Spurenelemente in gebraucht und verbraucht. Da das aber den wenigsten bekannt ist, werden diese Stoffe nicht ausreichend aufgenommen und man gerät in einen Nährstoffmangel. 

Von folgenden Nährstoffen haben wir durch die Pille einen höheren Bedarf: 
  • Vitamine C, D3, B6, B12
  • Magnesium
  • Mangan
  • Selen 
  • Eisen
  • Jod 
  • Zink
Diese Kombinationen gibt es inzwischen bei einigen Nahrungsmittelherstellern als Kombi-Präparate, um einem Mangel durch die Pilleneinnahme vorzubeugen. 

Bei längerer Einnahme der Pille rate ich deshalb zu einem Mikronährstoff-Check (wird nicht von der Kasse übernommen) um zu sehen, wie stark die Mängel bereits sind und generell zu einer begleitenden Substitution der Mikronährstoffe. 

Besonders Frauen, die die Pille absetzen um schwanger zu werden, sollten diese Punkte im Blick haben. Mehr dazu folgt weiter unten.

Schwanger werden nach der Pille 

Grundsätzlich ist das natürlich möglich. Es gibt einige Frauen die direkt nach dem Absetzen der Pille, oder innerhalb weniger Zyklen schwanger werden. Allerdings gibt es noch viel mehr Frauen, bei denen sich der Zyklus über lange Zeit nicht wirklich einpendeln möchte. 

Die extremste Variante davon ist die Post-Pill-Amenorrhoe, bei der die Periode und im Prinzip der ganze Zyklus komplett ausbleibt. Hier muss der lahmgelegte Zyklus erst wieder zum Laufen gebracht werden. 
 
Ein weitaus wichtigerer Punkt ist allerdings der Follikel, also das Ei selbst. Dieses wird nämlich deutlich früher entwickelt als man denken mag. Man spricht von etwa einem Jahr vor dem Ausreifen des Eis. Viel ist über diese Zeit nicht bekannt, lediglich dass innerhalb der 3 Monate vor dem Eisprung ein Nährstoffmangel bereits hier die Entwicklung beeinträchtigen und zu Schäden am Follikel führen kann. 
Da die Pille nun aber besagte Nährstoffe raubt können hier schon vor dem Absetzen die Follikel in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Man sollte dem Körper also erst einmal Zeit zur Regeneration lassen und mindestens 3-4 Monate warten, im besten Fall sogar ein Jahr. Alternativ können auch schon frühzeitig vor dem Absetzen die nötigen Nährstoffe supplementiert werden, ich rate jedoch dennoch dem Körper einige Zeit zum akklimatisieren zu gönnen. 

Die Pille bei Akne, Endometriose, PCOS oder Menstruationsbeschwerden

Viele Frauen und Mädchen bekommen die Pille nicht als Verhütungsmittel sondern als Medikament anderer Erkrankungen verschrieben. Diese Erkrankungen entstehen meist aus hormonellen Dysbalancen also Ungleichgewichte im Hormonsystem oder durch gynäkologische Ekrankungen. 

Die Hormonellen Dysbalancen zeigen sich dann in Form von Menstruationsbeschwerden wie zu häufig, zu lang, zu stark oder zu schwache Blutungen die unregelmäßig oder mit Schmerzen auftreten oder auch in Form von PMS. Wie bereits erwähnt sind die Hormone hierbei nicht im Gleichgewicht und sollten eigentlich ausbalanciert werden, damit die Ursache beseitigt wird. 

Jedoch wird hier gerne die Pille eingesetzt, mit dem Gedanken, wenn es keinen Zyklus gibt, gibt es auch kein Hormonungleichgewicht, das die Symptome verursachen könnte. Blöderweise brauchen wir ja aber irgendwann wieder unseren echten Zyklus und stehen dann meist wieder vor demselben Problem, wie vor der Pille. Nämlich den hormonellen Dysbalancen. 

Die Pille bei jungen Mädchen

Eine ganz großes Thema dreht sich auch um die Verhütung bei jungen Mädchen. Natürlich ist es hier besonders wichtig, eine sichere und unkomplizierte Verhütung zu nutzen, weshalb die Pille als beste Wahl scheint. 
In Punkto Sicherheit sind wir hierbei aber nicht so gut dabei, wie man vielleicht erwarten könnte. Bei richtiger Einnahme ist die Pille als durchaus sicheres Verhütungsmittel zu bewerten, nur leider können hier vielen Faktoren die Sicherheit deutlich herabsetzen. 
Die Pille wird dann doch mal vergessen, es gab starken Durchfall oder Erbrechen (z.B. durch übermäßigen Alkoholkonsum, der ja im Teenager-Alter durchaus mal vorkommen kann), die Einnahme von Antibiotika oder manch anderen Medikamenten und plötzlich ist der Schutz der Pille nicht mehr gegeben. Mehr zum Thema Sicherheit folgt später. 

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Entwicklung der Mädchen generell. Nehmen diese die Pille ein wird ihr gerade erweckter Zyklus wieder Schlafen geschickt und kann sich erst gar nicht richtig einpendeln. Den Mädchen, die sich in ihrer Pubertät eigentlich mit ihren Hormonen bekannt machen sollten, wird durch die Pille die Möglichkeit genommen ihren Zyklus wirklich kennen zu lernen. 
Gleichzeitig kann der Körper nicht so ausreifen wie er es unter einem normalen Hormoneinfluss tun würde. Die Gebärmutter, die nun eigentlich wachsen sollte entwickelt sich oft nicht weiter wodurch ausgewachsene Frauen in den Dreißigern immer noch eine so kleine Gebärmutter wie im Teenageralter haben. 

Nun ist das für Eltern ein großer Zwiespalt, denn das Kind soll auf gar keinen Fall schwanger werden, aber die Pille ist auch nicht optimal. Ich werde, innerhalb der Inforeihe zur Verhütung, auch noch Methoden vorstellen die für Jugendliche durchaus geeignet sind. Denn wenn ihr mich fragt, finde ich es schon schwierig einen über Jahre eingependelten Zyklus durch die Pille durcheinander zu bringen, aber noch schwieriger in einen noch überhaupt nicht vorhandenen bzw. ausgefeilten Zyklus direkt massiv einzugreifen.

Minipille, Kombipille und andere "hormonelle Verhütungsmethoden" wie die Spirale, Dreimonatsspritze und Hormonstäbchen 

Einige werden bestimmt schon mal davon gehört haben, dass es Minipillen, Kombipillen, neue oder alte Generationen der Pillen und andere "hormonelle" Verhütungsmethoden wie Spirale oder Dreimonatsspritze gibt. 

Hier im Artikel habe ich jedoch immer nur generell von der Pille geredet, da eine konkrete Unterscheidung hier in diesem Artikel den Rahmen sprengen würde. Das Wirkprinzip der meisten Pillenpräparate unterscheidet sich sowieso kaum und bringt in jedem Fall das eigene Hormonsystem durcheinander. Auch die Behauptung die Minipille habe weniger Nebenwirkungen und sei besser verträglich, wird in der Praxis häufig nicht bestätigt.  

Auch die weiteren "hormonellen" Verhütungsmethoden unterliegen dem gleichen Wirkprinzip, wie die Pille. Auch die Behauptung die Hormonspirale würde nur lokal wirken entspricht nicht der Wahrheit. Da die ausgeschütteten künstlichen Hormone mit unserer Gebärmutterschleimhaut in Kontakt kommen, werden sie hier aufgenommen und direkt in die Blutbahn weitergegeben. Vorteil der Hormonspirale oder auch des Hormonstäbchens ist natürlich, dass hier keine Anwendungsfehler begangen werden können, wie das Vergessen der Einnahme. Dennoch muss man sich hier im klaren sein, dass diese Methoden rund um die Uhr über Jahre hinweg die künstlichen Hormone an unseren Körper abgeben, die direkt und ohne Umweg über die Leber-Kontrolle in unserem Blutkreislauf landen. Methoden die erst über dem Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden, müssen nämlich immer erst einmal an der Leber vorbei, wo ein Teil bereits aussortiert und verstoffwechselt wird. Die Leber wird dadurch zwar belastet, verhindert aber ein unkontrolliertes Eindringen. 

Besondere Vorsicht gilt hier aber bei der Dreimonatsspritze. Denn diese Methode wird als Depot in den Körper gespritzt, das heißt, wenn der Stoff erst einmal im Körper ist, bekommt man ihn nicht mehr heraus, bis er abgebaut ist. Das ist natürlich besonders fatal, wenn sich Nebenwirkungen entwickeln, bei den anderen Methoden kann die Einnahme abgebrochen werden oder das Implantat entfernt werden, was bei der Spritze nicht möglich ist! 

Die Sicherheit der Pille 

Die Pille zählt zu den hoch sicheren Verhütungsmethoden. Meist wird die Sicherheit der Verhütung mit dem Pearl-Index beurteilt. Dieser ist zwar nett um einen Überblick zu gewinnen, ist allerdings nicht immer ganz aussagekräftig und valide. 
Er gibt an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die trotz Verwendung des getesteten Verhütungsmittel, innerhalb eines Jahres schwanger werden. 
Je niedriger der Pearl-Index desto sicherer ist die Verhütungsmethode. 

Unterschieden werden muss allerdings zwischen der Methodensicherheit und der Gebrauchssicherheit. Die Methodensicherheit gibt den Wert an wie viele Frauen, bei einwandfreier Anwendung der Methode, schwanger werden. Di Gebrauchssicherheit gibt an wie viele Frauen tatsächlich, also unter Berücksichtigung von Einnahmefehlern und Störfaktoren, schwanger werden. 
Die Methodensicherheit der Pille beträgt 0,3. Die Gebrauchssicherheit allerdings bei bis zu 8. Das bedeutet, dass konkret bis zu 8 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres, unter der Pille, schwanger werden. Der Pearl-Index von gewissen „hormonfreien“ Verhütungsmethoden kann da definitiv mithalten und liegt teilweise sogar darunter. 
Überlegst du die Pille abzusetzen und eine natürliche Verhütungsmethode auszuprobieren? Hast du Sorge, dass es zu Problemen nach dem Absetzen kommt? Leidest du unter PCOS, Endometriose oder anderen hormonellen Dysbalancen, möchtest die Pille absetzen aber weißt nicht wie du das am besten angehst? 
Gerne berate ich dich in meiner Praxis und unterstütze dich ganzheitlich auf dem Weg zur natürlichen Verhütung.
von Sina Hellinger 02 Feb., 2020
Teil 1: Einleitung Teil 2: Palast des Kindes Teil 3: Der richtige Zeitpunkt Teil 4: Die Hormontriade Teil 5: Hormonelle Dysbalancen Teil 6: Libido Teil 7: unregelmäßige Zyklen Teil 8: Schwanger werden nach der Pille Teil 9: Mikronährstoffe in der Kinderwunschzeit Teil 10: PCOS & KiWu
von Sina Hellinger 17 Dez., 2019
Passend zu meinem letzten Beitrag, gibt es heute ein Rezept, über das sich eure Darmbakterien freuen werden. Joghurt kann nämlich super einfach selbst gemacht werden und wird durch Zugaben wie Inulin auch noch richtig cremig und super Futter für eure Darmbakterien.
von Sina Hellinger 17 Dez., 2019
Immer wieder wird von Ballaststoffe, oder wie man besser sagen sollte: Faserstoffen, gesprochen, doch was das genau ist wird häufig nicht genauer betrachtet. Heute möchte ich euch den Faserstoff Inulin vorstellen, der in verschiedenen Gemüsesorten wie Pastinaken, Lauch, Zwiebeln oder auch Spargel vorkommt.
von Sina Hellinger 24 Nov., 2019
Salatkerne biete eine gute Möglichkeit eure Ernährung aufzuwerten. Je größer dabei die Auswahl der Kerne ist, desto besser. 🌱Sie verfügen über eine Vielzahl von ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen, Mikronährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen, die positive Effekte auf unseren Körper haben. 🌱Da jeder Kern und jede Saat eine andere Zusammensetzung dieser wichtigen Nährstoffe aufweist, gilt auch hier… je größer die Vielfalt, die ihr nutzt, desto besser.
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